Sanskrit: Dugdhapheni (Milchschaum)
Der Löwenzahn sieht während der Blüte fleischig, voll und satt aus. Die Samen entwickeln sich nach der Blüte als bekannte „Pusteblume“ und werden durch „Pusten“ oder Wind über das Land verteilt. Er wird zu Unrecht meist als Unkraut angesehen. Tatsächlich schmeckt er im Salat sehr gut, gilt aber sowohl im Ayurveda als auch in der westlichen Phytotherapie als Heilpflanze. Löwenzahn wächst auf nährstoffreichen Fettwiesen, ist aber sehr anpassungsfähig. Er hat einen hohen Gehalt an Vitaminen, Spurenelementen und Eisen. Dadurch vertreibt er die Frühjahrsmüdigkeit. Der bittere Geschmack regt die Verdauung an.
Verwendet wird das gesamte Kraut (inklusive der Pfahlwurzel, welche besonders bitter ist). Die gelben Blüten (März bis April) sind der Sonne zugewandt, öffnen sich am morgen und schließen sich abends, bzw. bleiben geschlossen, wenn es bewölkt ist.
Der Löwenzahn ist ein sehr gutes Beispiel, warum die botanische Nomenklatur so wichtig ist. Er hat endlos viele andere Namen, die einzelne Stadien oder auch Wirkungen beschreiben, aber doch zu großer Verwirrung führen können: Laternenblume, gelber Dickkopf, Märzblume, Märzenbusch, geele Maienblume, Sommertür, Gelling, Butterblume (gibt der Butter gelbe Farbe), Schmalsblüml, Schmalzblümlein, Schmettenblume, Schmandbüsch, Eierblume, Kuhblume (wird gerne von Kühen gefressen), Kuhblatsche, Milchstock, Milchblume, Ammelemaie, Saublume, Pferdeblume, Chüngelichrüt, Hasenfutter, Farrmummel, Gänsfuder, Schweinekohl, Ochsenblume, Bienenblume, Immenbloom, Hummel-blume, Sonnenblume, Sonnenwirbel, Himmelslampe, Lichtblume, Bettsaicher, Bettbrunzer, Bettpisserli, Seichkraut, Pissblume (entwässernde Wirkung), Pfaffenröhrlein, Kristallkugel, Pusteblume, Elfenlamperl, Luftballon, Federkopf, Himmel und Hölle, Lichtlein, Nachtlichterl, Licjtblom, Röhrlichrut, Ackerzichorie (in Notzeiten wurde die Wurzel als Kaffeeersatz genutzt), Hundeblume, Bimbaum, Kuckucksblom, Bumbansbüsch.
Indische Namen: Sanskrit: Dugddhapheni, Payalapheni, Phenadugdha, Payasvinī, Lūtāri, Vranaketu, Gojaparni (Raja Nighantu)
Hindi: Baran, Kānphūl, Dudli, Dudh-batthal, Shanuke, Dudhal,
Kannada: Kāḓusevanti,Kādu Shāvanthi
Malayalam: Dugddhapheni
Telugu: Patri, Burthur, Bathur, Undrachekan, Dudhali
Der Name Löwenzahn kommt von den gezahnten grünen Blättern. Dabei gleicht kein Blatt dem anderen. Die grünen Blätter bilden eine Rosette am Boden und sind ein wichtiges Erkennungsmerkmal, da es doch sehr viele gelbe Blumen auf der Wiese gibt und nicht jede Löwenzahn heißt. Ein weiteres Erkennungszeichen ist der weiße Milchsaft im Stängel, aber auch in den Blättern und der Wurzel.
Der Löwenzahn gehört zur Familie der Korbblütler.
Löwenzahn wächst aber nicht nur auf unserer Wiese, sondern auch in Indien, besonders in den Bergen (Himalaya und bergige Regionen Südindiens). Er wird seit dem 16. Jh. auch in der Unani Medizin als Kanaful, Kaasani Dashti, Kaasani Sahraayi, Hindbaa-al-Barri erwähnt.
Ayurvedische Einteilung:
Rasa (Geschmack): bitter, scharf
Guna (Eigenschaft): trocken, leicht, messerscharf
Erwärmende thermische Potenz (Ushna virya)
Dosha: Pitta und Kapha reduziernd, kann Vata erhöhen
Prabhava (spezifische Wirkung): Erkrankungen der Brust und der Milchdrüsen
Rheumatiker sollten im Frühjahr und/oder im Herbst eine 4-6 wöchige Kur durchführen und zusätzlich frischen Löwenzahn essen.
Dosierung:
Wirkungen:
Die Wirkungen sind insgesamt stoffwechselanregend. Dabei wird insbesondere die Gallenproduktion in der Leber als auch der Gallenfluss angeregt. Gleichzeitig wird die Magensaft Sekretion gesteigert. Gallensteine können gelöst werden. Jedoch sollte bei vorhandenen Gallensteinen vor der Einnahme von Löwenzahn ein Arzt konsultiert werden.
Aufgrund der abführenden Wirkung darf kein Darmverschluss vorliegen. Wegen der entwässernden und durchspülenden Wirkung, muss zusätzlich zur Löwenzahneinnahme ausreichend Flüssigkeit zugeführt werden.
Der Löwenzahn ist in der ayurvedischen Heilkunde keine besonders wichtige Pflanze, was sicher auch daran liegt, dass er nicht sehr weit verbreitet in Indien wächst. Die Wurzel des indischen Löwenzahns ist auch meist kleiner als die des westlichen Löwenzahns. In der ayurvedischen Medizin wird hauptsächlich die Wurzel, aber auch die ganze Pflanze verwendet. Tatsächlich wird heutzutage zur Herstellung von ayurvedischen Präpraten Löwenzahn nach Indien importiert. Er gilt hauptsächlich als Lebertherapeutikum.
Manche verwechseln diese Pflanze mit Kāsanī (Cichorium intybus, Gemeine Wegwarte, Zichorie), jedoch sind die röhrenförmigen Strukturen, aus denen die milchige Flüssigkeit fließt bei dieser seitlich angeordnet, während sie beim Löwenzahn rund sind.
In Kashmir werden die Blätter als Gemüse gegessen.
Im Ayurveda wird eine blutreinigende Wirkung betont, was wiederum auf die Haut positiv wirkt. Damit werden besonders Pitta Störungen behandelt, aber auch Ama (unvollständig verstoffwechselte Substanzen, „Schlackenstoffe“) wird durch die appetitanregende Wirkung (Stärkung des Verdauungsfeuers) entfernt. Somit dient der Löwenzahn sowohl im Ayurveda als auch in der westlichen Heilkunde zur „Entschlackung“. Er wirkt insgesamt entgiftend und dient als Rasayana (Verjüngungsmittel). Auch die Empfängnisfähigkeit wird gefördert.
Kontraindikationen: Verschluss der Gallenwege, Darmverschluss, eitrige Gallenblase, übermäßiges Vāta, Allergie gegen Korbblütler
Nebenwirkungen: wie bei allen bitterstoffhaltigen Drogen superazide Magenbeschweden, selten Kontaktallergie mit Milchsaft (Sesquiterpenlaktone).
Der Milchsaft kann in großer Menge insbesondere bei Kindern zu Vergiftungserscheinungen führen: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Herzstörungen.
Inhaltsstoffe:
Bitterstoffe (Taraxacin), Triterpenoide, Phytosterine, Mineralien und Spurenelemente (Calcium, Natrium, Kieselsäure, Schwefel, Kalium, Zink, Kupfer), Flavonoide, Phenylcarbonsäuren, Cholin, im Frühjahr viel Vitamin C, Aminosäuren, Schleime, Fructose.
Wurzel zusätzlich: Inulin (besonders im Herbst), Carotinoide, Vitamin E, Vitamin B-Komplex
Kommission E: positiv Monographie bei Störungen des Galleflusses, Anregung der Diurese, Appetitlosigkeit, dyspeptischen Beschwerden wie Völlegefühl und Blähungen
Fertigpräparate: Aristochol N Tropfen, Neurochol N Tropfen und Dragees, Pascohepan, florabio naturreiner Heilpflanzen Löwenzahnpresssaft, Taraleon Tropfen
Leonhart Fuchs (1543, Arzt und Botaniker): Das Pfaffenröhrlein breitet sich mit seinen vielen Blättern in Kreisform auf der Erde aus. (…) Seine zerkerbten Zähne ähneln den große Zähnen der Säge. Pfaffenröhrlein gekocht und getrunken, stopfen den Bauchfluss. Mit Linsen gekocht und getrunken, sind sie gut denjenigen, die die rote Ruhr haben. Wenn der männliche Same ausbleibt, dann soll er von den Pfaffenröhrlein trinken. Sie sind auch gut für diejenigen, die Blut speien.
Taraxacum wird schon im 11. Jh. vom arabischen Arzt Avicenna erwähnt, als Mittel zum Abführen und Entwässern.
Kinderlied von Kurt Kölsch:
Löwenzahn, Löwenzahn,
zünde deine Lichtlein an.
Lichtlein auf der Wiese!
Pust ich alle Lichtlein aus,
dunkel wird´s im Wiesenhaus.
Tausend Fünklein fliegen fort,
blühn an einem anderen Ort:
Löwenzahn, Löwenzahn,
nächstes Jahr hebt´s wieder an!
Quellen: