46-jährige Patientin mit folgenden Diagnosen:

  • Morbus Crohn (Erstdiagnose 1969) jetzt: Dauerschmerz im rechten Unterbauch bei Stenosierung im Anastomosenbereich
  • Thyreoideateilresektion (Rechter Lappen) 1984
  • HWS-/LWS-Syndrom

Vorgeschichte

Seit 28 Jahren ist ein Morbus Crohn bei der Patientin diagnostiziert. Bis vor etwa 16 Jahren kam es schubweise (ein- bis zweimal jährlich, vorwiegend im Winterhalbjahr) zu akuten Exazerbationen der Entzündung. In dieser Zeit auch rezidivierend auftretende Analfisteln. Vor 16 Jahren wurde die erste Darmrektion durchgeführt; danach wurde – bis vor vier Jahren – insgesamt viermal nachreseziert (wegen Adhäsionen, Briden etc.) Die Patientin hat eine Unverträglichkeit auf Salicylate entwickelt, und auch andere Medikamente zur Behandlung des Morbus Crohn werden nicht vertragen, so dass sie in den sechs Monaten vor stationärer Aufnahme keine entsprechende Medikation einnimmt. Die Medikation bei Aufnahme besteht in peroraler Einnahme von Thyroxin und einem Östrogen-Gestagen-Präparat.

Die Patientin kommt jetzt zur Aufnahme bei starkem Dauerschmerz im rechten Unterbauch, verursacht durch eine Stenosierung und Briden im Bereich der Anastomose. Des Weiteren besteht eine Lumbalgie und seit zwei Jahren eine Einschlafstörung. Stuhlfrequenz: sechsmal täglich dünnflüssiger Stuhl, kein Schleim- oder Blutabgang. Gegen Abend zunehmende Flatulenz.

Bei Aufnahme weist die Patientin abdominell reizlose Operationsnarben auf. Es besteht Ruhe- und Druckschmerz im rechten Unterbauch, kein Meteorismus.

Therapie und Verlauf

Aus ayurvedischer Sicht hat die Patientin eine Pitta-Vàta-Konstitution (Prakrti) mit Vàta-Aggravation. Die Vàta-Aggravation äußert sich sowohl in abdominellen Schmerzen (ayurvedisch: Sùla) als auch in Lumbalgie und Einschlafstörung. Auf der Grundlage des Panchakarma-Konzepts wird ein kurzzeitiges Heilverfahren eingeleitet mit dem Ziel einer spezifischen Vàta-Beruhigung.

Das Therapieverfahren enthält im einzelnen folgende Elemente:

  1. „Mobilisierende Maßnahmen“ (Pùrvakarma):
    • Snehana („Therapie mit Ölen und Fetten“), dieses hat zwei Aspekte: Hierzu gehören äußerliche Anwendungen mit speziellen Ölen und Fetten ebenso wie das Snehapána, das ist die Einnahme eines speziell aufbereiteten Butterfetts.
    • Svedana („Schwitztherapie“): in diesem Falle handelte es sich dabei um eine Dampfsauna mit spezifischen Kräutern.
  2. „Hauptmaßnahmen“ (Pradhànakarma):
    • Anulomana, milde Abführtherapie

Zu diesen „Hauptmaßnahmen“ hinzu werden noch spezielle äußerliche Anwendungen gegeben, in diesem Falle insbesondere Upanàhasveda (spezielle Wärmebehandlung für den Bereich der Wirbelsäule) und Udarabasti ( spezielle Auflage zur Beruhigung der abdominellen Vàta-Störung).

Grundlage des ayurvedischen Vorgehens ist größtmögliche Berücksichtigung der Individualität. So werden die Öle und Fette für innerliche und äußerliche Therapie auf den einzelnen Patienten abgestimmt.

Verlauf und Ergebnis

Die abdominelle Schmerzsymptomatik zeigte zunächst einen undullierenden Verlauf, hatte bei Ende des Therapieverlaufs jedoch deutlich abgenommen, insbesondere bestand kein Dauerschmerz mehr. Die Patientin selbst beschreibt, die „Narbenzüge seien weniger schmerzhaft“. Die Frequenz des Stuhlgangs ist unverändert, in der Konsistenz sei der Stuhl jedoch „fester“.

Ab dem 6. Behandlungstag (an diesem Tag wurde das milde Abführen durchgeführt) bestand keine Schlafstörung mehr. Die Lumbalgie lässt sich durch die entsprechende Behandlung ebenfalls positiv beeinflussen. Aus ayurvedischer Sicht hatte eine Vàta-Beruhigung begonnen, die durch entsprechende Diätetik auch in der Folge positive Auswirkungen zeigte.