Sanskrit: Haridra
Hindi: Haldi

In der Ayurveda-Medizin und Volksmedizin des südostasiatischen Raumes ist die Gelbwurz schon seit Jahrtausenden ein bewährtes Heilmittel. Heute wird  in Indien nahezu die gesamte Welternte angebaut und auch zu 80% verbraucht.  Früher galt die Pflanze als heilig und wird bis heute bei religiösen Zeremonien verwendet. Sie gehört in der indischen Küche zu den wichtigsten Gewürzen, um das Essen bekömmlich zu machen. Sie haben Gelbwurz sicherlich in Ihrem Gewürzregal, denn sie ist ein wesentlicher Bestandteil von Gewürzmischungen wie Curry. Außerdem wird sie zur Gewinnung des Lebensmittelfarbstoffs Curcumin verwendet.

Die moderne Wissenschaft hat sich dieser alten Heilpflanze angenommen und in den Wurzeln arzneilich wirksame Inhaltsstoffe entdeckt. Sie gehört deshalb heute zu den international anerkannten Heilpflanzen.

Botanik:
Cucuma longa gehört zur Familie der Ingwergewächse (Zingiberaceae). Deshalb ähnelt die Pflanze in ihren botanischen Eigenschaften dem Ingwer. Sie wird ca. 1 Meter hoch. Aus der Hauptknolle entspringen ein Blattbündel und ein ca. 20 cm langer Blütenstand mit gelblich-weißer  Blüte. Vermutlich ist die Pflanze in Ostindien beheimatet. Inzwischen wird sie in vielen tropischen und subtropischen Gebieten Südostasiens kultiviert, wobei der Hauptproduzent Indien ist.

Verwendete Pflanzenteile:
Verwendet werden die nach dem Welken der oberirdischen Anteile geernteten  Knollen und langen Äste des Wurzelstocks (Rhizom). Vor dem Trocknen wird der Wurzelstock in kochendes Wasser getaucht. Der dabei aus den Zellen austretende Farbstoff wird über das ganze Gewebe verteilt und gibt ihm die typische Gelbfärbung.

Wirkungsrelevante Inhaltsstoffe:
Das ätherische Öl enthält die Terpene Phellandren, Cineol und Borneol. Weitere Inhaltsstoffe sind das Turmerol, die Capronsäure und die Curcuminoide. Bei letzeren handelt es sich um gelbe Farbstoffe.

Ayurvedische Klassifikation:
Ayurvedische Medikamente gelten in Deutschland nicht als Arznei, sondern als Nahrungsergänzungsmittel. Obwohl es sich dabei „ nur“ um Pflanzen oder Gewürze handelt, sollten sie in ihrer Wirkung ernst genommen werden. Bitte verwenden Sie nicht einfach irgendwelche ayurvedischen Präparate nach Selbsteinschätzung, sondern lassen Sie sich von einem in der Ayurveda-Medizin ausgebildeten Arzt beraten. Die ayurvedischen Präparate müssen zu Ihnen passen. Außerdem können Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten auftreten. Daher rate ich dringend von einer Selbstmedikation ab!

Im Ayurveda werden arzneiliche Präparationen nicht allein nach dem Krankheitsbild eingesetzt, sondern sie müssen auch zur Konstitution des Menschen passen. Daher sind folgende Charakteristika zu beachten:

Rasa (Geschmack): bitter, scharf
Guna (Eigenschaften): leicht, trocken
Vipaka (Nachverdauungseffekt): scharf ( reinigend, stoffwechselanregend)
Virya (thermische Potenz): erhitzend
Dosha: verringert alle 3 Dosha. Durch die erhitzende Wirkung werden Vata und Kapha, durch den bitteren Geschmack Pitta ausgeglichen.

Wirkungen:
In der Medizin werden zwei Curcuma- Arten als Gelbwurz bezeichnet: Curcuma longa, die indische Gelbwurz und Curcuma xanthorrhiza, die javanische  Gelbwurz. Für beide Spezies gibt es eine Monographie der Kommission E, der Zulassungsbehörde, die Heilpflanzen prüft. Wissenschaftlich nachgewiesen wirken beide  Gelbwurzarten krampflösend, fördern die Produktion und Ausschüttung von Gallensaft. Beide Arten sind deshalb durch  die  Kommission E zur Behandlung von dyspetischen Beschwerden zugelassen, die sich durch  Völlegefühl, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Verstopfung, Bauchkrämpfen, Druck und Schmerzen im Oberbauch äußern. Gerade im Alter, wenn die Verdauungskraft und der Appetit nachlassen, sollte an diese alt bewährte Heilpflanze gedacht werden.  Curcuma longa wirkt im Vergleich zu Curcuma xantherrhiza aufgrund seiner Inhaltsstoffe etwas stärker galletreibend.

Gallensaft enthält Fermente, die für die Fettverdauung zuständig sind. Aus diesem Grund hat sich die Gelbwurz  besonders bei Verdauungsproblemen bewährt, die mit einer Fettverdauungsstörung einhergehen.

Curcuma eignet sich auch zur Langzeitanwendung. In Indonesien wird üblicherweise eine Curcuma-Teezubereitung anstelle von Kaffee oder Tee getrunken. In Indien gehört Curcuma zu den alltäglichen Gewürzen. Darin wird die Ursache dafür gesehen, dass in diesen Ländern wesentlich weniger Gallen- und Lebererkrankungen auftreten als in Europa.

All diese Wirkungen sind der Ayurveda-Medizin aus Erfahrung seit Jahrtausenden bekannt. Zusätzlich macht sie sich  das gesammelte Wissen über das breite Wirkungsspektrum dieser alten Heilpflanze wie folgt zu nutze:

Wegen  der entzündungshemmenden und fiebersenkenden  Eigenschaft werden Curcumapräparationen bei Entzündungen des Darmtraktes, der Gebärmutter,  der Ohren und Augen eingesetzt. Die auswurffördende Wirkung der Gelbwurz macht sich der Ayurveda bei Nasennebenhöhlenentzündungen, Asthma, Husten, Bronchitis, und Grippe zunutze. Traditionell wird Curcuma longa wegen ihrer antiallergischen, blutstillenden,wundreinigenden- und heilenden Wirkung bei Ekzemen, Nesselsucht, Gürtelrose, Juckreiz sowie Quetsch- und Schnittwunden angewendet.

Neueren Untersuchungen zufolge wirken  die Farbstoffe (Curcuminoide) der Gelbwurz entzündungshemmend (antipphlogistisch),  gegen Viren (antiviral),  Bakterien (anitbakteriell), und antioxidativ d.h. sie  fangen freie Radikale (aggressive Sauerstoffverbindungen) ab,  wie Sie es von Vitamin C und E kennen. Letzeres  beugt der Zellalterung vor. Insbesondere das Lebergewebe soll geschützt werden (hepatoprotektive und antihepatotoxische Wirkung). Vermutlich sind nicht die Curcuminoide selbst, sondern die  aus ihnen bei der Verstoffwechselung im Verdauungstrakt freigesetzten Zimtsäurebausteine die eigentlich wirksamen Substanzen. In  experimentellen Studien wurde auch  eine tumorhemmendeWirkung nachgewiesen.

Dosierung:
Die mittlere Tagesdosis beträgt 1,5 bis 3 g Droge

Nebenwirkungen:
Nebenwirkungen und Interaktionen mit anderen Präparationen sind laut Schilcher(siehe Quellenverzeichnis) keine bekannt.

Kontraindikationen:
Nicht eingesetzt werden darf die Gelbwurz in therapeutischer Dosierung bei Verschluss und akuter Entzündung der Gallenwege. Bei einem Gallensteinleiden, hier v.a. bei kleinen Steinen sollte die Anwendung von Curcumapräparaten nur nach Rücksprache mit einem ayurvedisch oder phytotherapeutisch versierten  Arzt angewendet werden. Als Gewürz kann Curcuma problemlos eingesetzt werden, da es alle drei Dosha ausgleicht.

Ayurvedische Präparationen:

  • Teeaufguss:1-2 Teel. der geschnittenen Wurzel in 1Tasse kochendem Wasser  5 Min. abgedeckt ziehen lassen, abseihen. Und vor den Mahlzeiten trinken
  • Bei Nesselsucht: eine Paste aus Gelbwurzpulver und Joghurt auftragen, mehrfach tgl.
  • Bei Gürtelrose: auftragen einer dicken Schicht Senföl und Curcumapulver darüber streuen, 1x tgl.
  • Bei Husten und anderen Atemwegserkrankungen: 1 Gramm Curcumapulver mit Ghee (geklärter Butter) vermischt  2- 3x tgl einnehmen.
  • Bei feuchten Ekzemen: Paste aus Ghee und Gelbwurz 2x tgl lokal auftragen
  • Bei Halsschmerzen: ½ Teel. Curcumapulver in 150 ml Milch 10 Min. köcheln, danach abgießen und lauwarm trinken.  
  • bei Akne: 4 Teel. Milch oder Wasser mit ½ Teel. Gelbwurzpulver mischen und auf das Gesicht auftragen; ca 20 Min einwirken lassen. Die Paste ist auch zur Behandlung von  anderen lokalen Hautentzündungen geeignet.

Indisches Hochzeitsritual:
In Indien bekommt die Braut vor der Hochzeit  eine Ganzkörpermassage mit einer Paste aus Kichererbsenmehl und Curcuma. Das wirkt wie ein Peeling, macht die Haut zart und leuchtend-hell, so dass die Braut ihrem Liebsten an diesem besonderen Tag strahlend begegnet.

Quellen:

  • Dr. K.M. Nadkarnis, Indian Materia Medica
  • Zoller A., Nordwig H., Heilpflanzen der Ayurvedamedizin
  • Rhyner H.H., Frohn B., Heilpflanzen im Ayurveda
  • Schilcher et. Al., Leitfaden Phytotherapie
  • Apotheker M. Pahlow, Das große Buch der Heilpflanzen

 

September 2011, Dr. med. Hilde Kartes-Rohwer, Ärztin der Ayurveda-Klinik